16/07/2007

Die brutale Sprache von Rubem Fonseca

Flávio Nascimento

In den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts schuf Rubem Fonseca in Brasilien eine neue literarische Stilrichtung. Diese Stilrichtung wurde 1975 als brutal bezeichnet. Diese Charakterisierung, die Alfredo Bosi in dem Buch „O Conto Brasileiro Contemporâneo“ als ein „Adjektiv beschreibt, welches besser auf einen Schreibstil passt, der sich in den Sechziger Jahren entwickelt hat“ (BOSI, 1975), hat einen bedeutsamen Sinn zwischen Verfasser, Werk und Realität.

Rubem Fonseca war als Rechtsanwalt tätig, hat Gerichtsmedizin gelernt, hat als Kriminalkommissar gearbeitet und ein Studium der Betriebswirtschaft in den USA abgeschlossen. Nachdem er die Polizei verließ, war er zunächst Professor für Betriebswirtschaft bei der Stiftung „Getúlio Vargas“ in der Stadt Rio de Janeiro, während der Sechziger Jahre Geschäftsführer bei dem Unternehmen Light und anschließend hat er aktiv an der Bewegung teilgenommen, die den Staatsstreich des Militärs 1964 unterstützte. Alle diese Fakten zeigen uns die Einstellung eines Bürgers, der sich der sozialpolitischen Struktur der Zeit zugehörig fühlt.

Ironie des Schicksals ist jedoch, obwohl er an dem regierungspolitischen Kurs teilgenommen hat und kein Engagement an der sozialpolitischen Kritik gezeigt hat, dass er der Zensur durch das Militär nicht entkam, denn die Militärzensur betrachtete sein Buch „Feliz Ano Novo“ als schädlich für die Gesellschaft „de bens de costumes“ und deshalb nicht passend für das politisch-ideologische Modell des Militärs. So wurde das Buch aus den Buchläden entfernt, nachdem schon über 30.000 Exemplare verkauft wurden, mit der Begründung, dass „das Werk gewaltverherrlichende Figuren und Aktionen nicht sanktioniert.“ (SILVA, 2003).

Die Zeitschriften und Zeitungen, die wirtschaftliche Kritik ausübten, sowie die Literatur, die die politische Richtung angegriffen hat, wurden stark zensiert.

Viele literarische Werke wurden in dieser Zeit von der Militärzensur erfasst, weil sie als subversiv betrachtet wurden. Unter den Autoren waren Ignácio de Loyola (Zero), José Louzeiro (Meu Amor), Renato Tapajós (Câmara Lenta) und Rubem Fonseca (Feliz Ano Novo).

Was mich nach der Lektüre des Buches „Feliz Ano Novo“ besonders erregt hatte, war die Weise wie Rubem Fonseca das menschliche Wesen in einer Atmosphäre voller Gewalt dargestellt hat. Aber was sein Werk von anderen unterscheidet, die auch durch eine Repräsentierung der Gewalttätigkeit hervorstechen, ist die Tatsache, dass in „Feliz Ano Novo“ die Gewalt in einer lebendigen und latenten Art und Weise dargestellt wird. Diese Repräsentierung der Lebensbedingungen in den Erzählungen, symbolisiert etwas, dass in der brasilianischen Gesellschaft gerade in der Zeit passierte, wie z. B. die Unterdrückung und die Brutalisierung des Individuums, welches von der Gewalt der Militärdiktatur und durch das planlose Bevölkerungswachstum in den brasilianischen Großstädten verursacht wurde.

Der Begriff Repräsentierung, der hier in Bezug auf die Gewalt gebraucht wird, insbesondere bei der Fiktion, bezieht sich auf das Argument von Jaccques Leenhardt, das sich in dem Vorwort des Buches von Ronaldo Lima Lins „Violência e Literatura“ befindet, in dem er schreibt:

„Alle Rede über die Gewalttätigkeit ist von ihr notwendigerweise eine Repräsentierung und nicht eine Beschreibung (...) schließlich, ist durch diese Weg, dass sich die Gewalttätigkeit und Literatur so nah befinden werden. So hat die Fiktion der bitteren Aufgabe die Gewalttätigkeit zu unerstreichen und sie innerhalb einer Abbildung zu setzen…“

In diesem Werk zeigt der Verfasser durch eine „linguagem hiper-realista“ unterschiedliche Aspekte einer Gewalttätigkeit auf, die unsere heutige Gesellschaft verschmutzt, hauptsächlich hervorgerufen durch die Zunahme der sozialen Widersprüche überall in den großen Städten. Dieser Fakt quält die vorhandenen Sozialrelationen.

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